Berufliches Neuland – mit Veronika Ziegelmayer

Klartext – Liebe Veronika, wie genau würdest Du Dein berufliches Neuland beschreiben?

In den letzten zwanzig Jahren habe ich selbstständig als Beraterin und Coach für Betriebsräte gearbeitet. Wenn ich mich dann bei einer neuen Gruppe vorgestellt habe, erzählte ich häufig, dass ich im ersten Berufsleben als Buchhändlerin gearbeitet habe. Auf diesem Weg meines Berufslebens hat sich nun ein erneuter Richtungswechsel ergeben: seit einigen Monaten arbeite ich als Referentin in der katholischen Erwachsenenbildung.

Für mich bedeutet das gleichermaßen Neuland in zwei Bereichen. Ich habe meine Selbstständigkeit gegen eine Festanstellung getauscht. Persönliche Gründe haben viel zu dieser Entscheidung beigetragen und meine derzeitige Stelle als Referentin bietet mir einen großen kreativen Freiraum und Gestaltungsmöglichkeiten, und daneben auch geregelte Arbeitszeiten und ein freies Wochenendende. Außerdem kann ich als Referentin für den Themenschwerpunkt Arbeit inhaltlich an viele Themen anknüpfen, mit denen ich mich auch vorher beschäftigt habe. Denn Bedingungen und Veränderungen der Arbeitswelt und ihre Auswirkungen auf die Menschen sind seit Beginn meiner Berufstätigkeit ein Thema, das mir am Herzen liegt.

Das andere Neuland besteht für mich darin, für die Kirche zu arbeiten, nachdem ich ihr lange Jahre fernstand. Möglich ist das durch die Menschen, denen ich in meiner Arbeit begegne. Es ist eine sehr wertschätzende Form der Zusammenarbeit. Außerdem ich spüre einen Aufbruch innerhalb der Kirche – auf jeden Fall hier im Bistum Trier. Die Art und Weise, in der die Synode von 2013 bis 2016 stattfand, als offener Prozess und nicht mit einem schon zu Beginn quasi festgelegtem Ergebnis, deutet für mich auf eine Veränderung hin. Wir leben in einer Zeit großer Umbrüche und Veränderungen, die auch nicht vor der Kirche halt machen und denen sich die Menschen stellen – mit den damit verbundenen Unsicherheiten, Anstrengungen und Schwierigkeiten. Hier besteht auch die Chance mit meiner Arbeit Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche anzusprechen, Verbindungen zu knüpfen, neue Wege zu gehen.

Motivation – Was treibt Dich an?

Ich möchte Menschen auf ihrem Weg begleiten, sich selber zu entdecken, die eigenen Fähigkeiten und Talente kennenzulernen und handlungsfähig zu werden – so wie ich das in meinem eigenen Leben auch immer wieder aufs Neue tue, mit all den Höhen und Tiefen.

Überwindung – Wovor hattest Du Angst? Bzw. Was hat Dich anfänglich zurückgehalten, Deine Idee zu realisieren?

Ich habe schon einige Zeit überlegt, mich beruflich zu verändern und habe Verschiedenes versucht. Als ich mich dann entschied, eine Festanstellung zu suchen und meine Selbstständigkeit aufzugeben hatte ich starke Zweifel: wer stellt dich mit Ende fünfzig noch an, und das bei diesem beruflichen Vorleben – und das alles auch noch auf Trier begrenzt!

Unterstützer – Wer oder was hat Dir geholfen, Dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren?

Ich habe ein sehr gutes soziales Netzwerk, in dem ich bei jedem Tiefpunkt oder einer erneuten Absage immer Unterstützung gefunden habe. In dieser Zeit habe ich die kleinen Botschaften über WhatsApp sehr zu schätzen gelernt.

Stolpersteine – Welches Talent hat Dir über schwierige Phasen hinweg geholfen? Und was hast Du daraus gelernt?

Wenn wieder ein Rückschlag kommt, überlege ich, was soll ich in bzw. aus dieser Situation lernen. Dieser Gedanke stellt sich nicht immer sofort ein, am Anfang sträube ich mich vielleicht auch erst mal dagegen. Doch dann will ich es wissen.

Erfolg – Was war der schönste Moment?

Der Moment als ich die Zusage für die Stelle erhalten habe: wie Geburtstag und Weihnachten zusammen.

Neuland – Was hättest Du auf Deinem Weg nie für möglich gehalten?

Dass ich in meinem Alter noch eine Stelle finde, die zu mir passt und ich für die Kirche arbeite.

Neuorientierung – Welche drei Tipps gibst Du Gleichgesinnten mit auf den Weg?

  • Finde heraus, was dich antreibt, wo du das Leben spürst.
  • Sei beharrlich, bleibe am Ball und glaube an dich!
  • Wir leben in eine Zeit großer Veränderungen: Alles ist möglich!

Ressourcen – Was ist Dein Lebensmotto?

Leben ist Bewegung – auf allen Ebenen, körperlich, seelisch und geistig.

Zukunftspläne – Was ist Dein nächstes Projekt?

Ich möchte in meiner neuen Stelle ankommen und sie mit meinen Ideen und Vorstellungen gestalten und prägen.

Inspiration – Wer oder was hat Dich inspiriert (Vorbilder, Bücher, etc.)?

Menschen, die Neues wagen und trotz vieler Widrigkeiten ihren Weg gehen.

Freizeit – Wo trifft man Dich?

Ich walke bzw. jogge gerne in Olewig und spiele in einer Theatergruppe mit. Sitze auch gerne im Café mit lieben Menschen oder auch alleine und lasse die Welt auf mich wirken.

 

Liebe Veronika,

herzlichen Dank für diesen erhellenden Einblick in Deine positiven Erfahrungen mit vermeintlichen beruflichen „Unmöglichkeiten“ J

Dazu fällt mir noch ein Spruch ein, den ich in einem Buch einer erfolgreichen Jungunternehmerin gelesen habe: „Unlearn what´s untrue!“

In diesem Sinne möchte ich dazu ermuntern, die eigenen Annahmen in Frage zu stellen und berufliches Neuland neugierig und optimistisch zu erkunden. Wer sich für das Thema Arbeit im Allgemeinen interessiert, dem sei an dieser Stelle die Website der katholischen Erwachsenenbildung zu Veranstaltungen mit eben diesem Schwerpunkt empfohlen: www.keb-arbeit.de

Alles Gute weiterhin Veronika!

Viele Grüße,

Susanne